Garten

Auf den Boden kommt es an

Wer gärtnert, kann nicht am Thema Boden vorbei, denn früher oder später lernt man: auf den Boden kommt es an. So war es auch bei mir. Als ich meinen Garten 2017 übernommen habe, wollte ich diesen in einen naturnahen Garten umwandeln. In allen Staudenbeeten fand ich kleine blaue Kügelchen. Ein Hinweis darauf, dass mein Vorgänger ein effizientes Universaldüngemittel nutzte. Ein großer Fleck am Holzzaun des Nachbarn war entstanden, als mein Vorgänger ein Mittel gegen Unkraut einsetzte. Mein Versuch, den Garten umzustellen, ist geprägt von wenigen Höhen und ausgeprägten Tiefen. Wenn man das verstehen möchte, muss man sich ein wenig eingehender mit dem Gartenboden beschäftigen.

Auf den Boden kommt es an

Woraus besteht Boden

Unser Gartenboden besteht aus verschiedenen Schichten:

  • Die Mulch- bzw. Rotteschicht
  • Humusschicht ( Oberboden)
  • Mineralschicht (Unterboden)
  • Ausgangs- oder Muttergestein

Die Mulch- bzw. Rotteschicht wird leider von vielen vernachlässigt. Dabei ist sie ein sehr wichtiger Bestandteil, denn sie besteht aus abgestorbenem, teilweise verrottetem organischem und anorganischem Material, also aus Pflanzenresten und toten Kleinlebenwesen. Wer also seinen Gartenboden stark aufräumt, nimmt dem Boden einen wichtigen Bestandteil. Denn aus dieser Schicht entsteht der Humus. Humus ist die Oberbodenschicht und ist stark angereichert mit organischem Material, dass viele Nährstoffe enthält, dass Pflanzen für ihr Wachstum benötigen. Seine Farbe ist dunkelbraun. Die Mineralschicht, also der Unterboden enthält kein organischen Material mehr, sondern wird gebildet aus dem Ausgangsgestein. Er ist in der Regel deutlich heller als die Humusschicht. Mit welchen Mineralstoffen unser Boden angereichert ist, kann uns das Ausgangsgestein verraten.

Sand, Lehm oder Ton?

Ob man eher eine sandige oder lehmige Gesteinsschicht hat, liegt daran, wie die Schicht gekörnt ist. Die Körnung gibt es ganz grob, dann handelt es sich um Kies. Auch Sand ist eher eine gröbere Körnung. Lehm ist fein gekörnt, am feinsten ist aber Ton. Gerade letztere verdichten durch ihre Feinkörnung sehr leicht. Das bedeutet, dass der Boden kaum noch durchlässig ist und Wasser kaum noch ablaufen kann.

Pflanzen brauchen Mineralstoffe

Genau wie wir Menschen, benötigen auch Pflanzen verschiedene Mineralstoffe, also zum Beispiel Kalcium, Magnesium, Eisen, etc, zum leben. Wenn wir in unserem Ausgangsgestein also schon einen oder mehrere Stoffe haben, werden Pflanzen bei einem auftretenden Mangel eher andere Stoffe fehlen. Allerdings befinden sich Mineralstoffe auch in der Humusschicht, denn auch in Pflanzenresten befinden sich ja Mineralstoffe.

Auf den Boden kommt es an

Warum ist Humus so wichtig?

Bereits weiter oben haben wir gesehen, dass Humus voller Nährstoffe für unsere Pflanzen ist. Aber Humus ist noch viel mehr. Im Boden befindet sich das sogenannte Edaphon, sozusagen das Mikrobiom des Bodens. Hier findet sich die Flora: Pilze, Algen, Flechten, Bakterien, aber auch die Fauna: Amöben, Ciliate, Fadenwürmer, Milben, Springschwänze, Asseln, Spinnen, Regenwürmer, Maulwürfe, Wühl- und Spitzmäuse. Im Humus ist also ordentlich was los. Dieses gesamte Edaphon ist ein kleiner Mikrokosmos. Alle Bestandteile haben wichtige Aufgaben. Allein die Ausscheidungen des Regenwurms enthalten viele Mineralstoffe, die für Pflanzen von großer Bedeutung sein können.

Auch Pilze können in dieser Schicht wichtige Aufgaben übernehmen. Es gibt zum Beispiel den Mykorrhiza. Der setzt sich an Pflanzenwurzeln und geht mit ihnen eine Symbiose ein. Er sammelt Nährstoffe für die Pflanze ein und die Pflanze versorgt den Pilz wiederum mit Stoffen aus der Photosynthese. Experimente haben gezeigt, dass Pflanzen viel besser wachsen, wenn sie eine solche Symbiose eingegangen sind. Die Humusschicht speichert auch Wasser. Dies ist vor allem für Gärtner mit sandigem Untergrund wichtig, denn der grobe Sand lässt Wasser einfach durch. Eine möglichst große Humusschicht kann dem entgegenwirken. Humus filtert aber auch Schadstoffe und bindet Kohlenstoff (CO2). Er ist somit also auch ein wichtiger Anteil, wenn wir unsere großen Umweltprobleme angehen wollen.

Während wir unser Ausgangsgestein und die Mineralschicht wenig beeinflussen können, können wir aber die Humusschicht deutlich beeinflussen. Haben wir eine gute Humusschicht, können unsere Pflanzen gedeihen.

Was beeinflusst den Humusaufbau?

Ein wichtiger Punkt hierbei ist das Bodenleben. Ohne die oben aufgezählte Flora und Fauna findet keine Umsetzung statt und Humus kann nicht aufgebaut werden. Wer Unkrautvernichtung, Schädlingsbekämpfung aber auch künstliche Düngemittel einsetzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass auch das Bodenleben darunter leidet. Wenn wir als Menschen gegen ein bestimmtes Bakterium ein Antibiotikum einnehmen, werden wir auch viele Bakterien abtöten, die gut für uns sind. Daher muss man den Einsatz solcher Mittel gut überlegen. Und so ist es auch im Garten.

Die Temperatur kann sich stark auf die Humusbildung auswirken. Je wärmer es ist, desto schneller findet die Umsetzung statt. So funktioniert auch das Prinzip des Thermokomposters.

Der ph-Wert ist wichtig. Ist der Boden zu sauer oder zu basisch, wirkt sich das auch auf das Bodenleben aus. Je saurer der Boden, desto langsamer findet die Humusbildung statt. Als Beispiel hierfür kann man die Umsetzung von Walnuss- oder Eichenlaub sehen. Die Blätter enthalten Gerbsäure und brauchen deutlich länger als Blätter von Obstbäumen bis sie verrottet sind.

Je höher der Sauer- und der Nährstoffgehalt im Boden ist, desto schneller findet die Umsetzung statt.Im Umkehrschluss bedeutet das: Je verdichteter der Boden, desto weniger Humusbildung. Aber auch Feuchtigkeit bzw. Trockenheit wirken sich auf die Umsetzung aus. Jeder Gärtner, der einen Kompost anlegt, weiß, dass in einer Kompostrotte nichts mehr passiert, wenn sie zu trocken ist.

Eine zu starke Bodenbearbeitung beeinflusst das Edaphon und somit auch die Humusbildung.

Ich habe gelernt, dass ein Garten, in den stark durch chemische Düngung und Insektiziden oder Pestizide eingegriffen wurde, kaum noch über ausreichend Bodenleben verfügen kann. Der Boden muss sich erst einmal regenerieren. Dies beansprucht einen längeren Zeitraum und bedarf auch einiger Hilfestellung. Dass ich also in den letzten drei Jahren das ein oder andere Problem hatte und meine Pflanzen teilweise nicht so wuchsen, wie ich mir das gewünscht haben, lag nicht unbedingt an falscher oder fehlender Düngung, sondern eher am mangelnden Bodenleben.

Dies der Auftakt zu einer kleinen Reihe über den Gartenboden. Im nächsten Teil wird es um die Bodenbestimmung gehen.

Alle Teile der Reihe:
Auf den Boden kommt es an
Bodenbestimmung
Bodenbestimmung Teil 2
Wie baust Du Humus auf
Jauche, Brühe, Tee und Auszüge

5 Kommentare

  • Sigrid

    Liebe Steffi, interessantes Thema, danke! Ich möchte mich auch mehr um unseren Boden kümmern. Bei mir wächst vieles langsam und spärlich und ein schönes sattes Grün sucht man vergeblich!
    Liebe Grüße Sigrid

    • Frau Pratolina

      Liebe Sigrid,
      Freut mich, wenn ich da ein Thema anstosse, dass dich beschäftigt. Vermutlich wird wohl das Thema Humusaufbau für dich interessant werden.
      Liebe Grüße
      Steffi

      • Joachim Wenk

        Hallo Steffi,
        super beschrieben und ein sooooo wichtiges Thema. Ich beschäfige mich auch immer mehr damit und merke es auch eigenen Garten,wie immens wichtig der Boden ist, die Grundlage allen Erfolges bildlich gesprochen und real.

        Bin schon gespannt auf deine nächsten Beiträge.

        Weiter viel zunehmenden Erfolge mit deinem Garten und Boden. Liebe Grüße Achim

        • Frau Pratolina

          Lieber Achim,
          Auch bei mir lief ja im letzten Gartenjahr einiges nicht so glatt, genau wie bei dir. Für mich kann ich sagen, dass ich versucht habe, ganz viel von anderen zu lernen und hierbei nicht mehr auf die Grundlagen meines eigenen Gartens gedacht habe. Es gibt halt nicht das Standardprogramm, dass auf jeden Garten passt.Und leider sind Experten nicht immer Experten.Also gehe ich nochmal zurück auf Anfang und besinne mich auf das, was ich für meinen Garten und mich möchte. Es soll einfach sein. Und letztlich hat unser Austausch im Herbst in Deinem Blog mich dazu gebracht, mich wieder mit den Grundlagen zu beschäftigen.
          Liebe Grüße
          Steffi

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