Vom kleinen Glück: Loslassen
Jeden Samstag berichte ich vom kleinen Glück, denn es sind die kleinen Dinge, die das Leben schön machen- Loslassen.
Im Oktober hat sich der Teenie von seinem Klavier getrennt. Für mich war das positiv und negativ. Positiv war, dass das Klavier im Wohnzimmer unbenutzt herum stand und ich es nun nicht mehr abstauben musste. Negativ war, dass ich zunächst nicht so richtig wußte, was ich mit der Ecke anfangen sollte. Strolch zog mit seinem Käfig darauf in die Ecke, weil wir dachten, er würde sich dort ein wenig geschützter fühlen. Tat er aber nicht. Im Gegenteil.
Gleichzeitig störte mich in meinem Arbeitszimmer die Fülle. Der Raum ist nicht sehr groß und jede Wand war vollgestellt. Als wir 2017 in das Haus zogen, wurde eine Kommode, die nicht an ihrem eigentlichen Bestimmungsort stehen konnte, einfach in das Arbeitszimmer gestellt. Es gab keinen anderen Platz für sie und wie das so ist, wenn man Stauraum hat, nutzt man ihn. Aber eigentlich wollte ich das nicht.
In diesem Falle half mir etwas, was ich seit Jahren für viele Bereiche anwende: Loslassen. Zuerst einmal musste ich im Wohnzimmer gedanklich das Klavier loslassen. Es war ja nicht mehr da, aber in meinem Kopf stand in dieser Ecke immer das Klavier. Schon als wir das Wohnzimmer das erste mal gesehen haben- noch von unseren Vorbesitzern eingerichtet- wußte ich, dass es in dieser Ecke stehen sollte. Also loslassen.
Genauso ging es mir mit der Kommode in meinem Arbeitszimmer. Ich dachte, dass ich gar nicht mehr ohne diesen Stauraum auskommen könnte, aber das stimmte nicht. Ich habe zwar eine ganze Weile gebraucht, aber nach und nach habe ich einiges losgelassen.
Zum Beispiel habe ich vor Jahren von einer älteren Dame Material zum Puppen nähen bekommen. Sie nähte jahrelang kleine Schutzengel, verkaufte sie und spendete den Erlös. Als sie nicht mehr nähen konnte, suchte sie lange jemanden, dem sie ihr Material anvertrauen könnte und traf mich auf einem Markt. Ich habe es angenommen, wußte aber nach kurzer Zeit schon, dass ich es zeitlich nie schaffen würde, diese Puppen zu nähen. Das Material konnte ich aber auch nicht weggeben. Es schlummerte in einer dieser Schubladen. Nun habe ich eine Puppenmacherin über Instagram gefragt, ob sie das Material gebrauchen könnte und sie hat sich sehr darüber gefreut. Erst hinterher wurde mir bewußt, wie mich dieses „Erbe“ belastet hat. Ich bin sicher, dass die alte Dame auch glücklich über diese Wendung wäre. Und ich fühle mich erleichtert.
Ebenso habe ich mich entschieden, in meinem Etsy-Shop eine Sale-Kategorie einzurichten und dort die Sachen anzubieten, die sich bisher nicht gut verkauft haben. Auch hier habe ich gemerkt, dass ich emotional an den Sachen gehangen habe. Ich wollte es nicht wegwerfen, aber eigentlich entspricht es nicht mehr ganz dem, was ich heute so nähe. Jetzt habe ich einen Weg gefunden, es loszulassen. So leerte sich die nächste Schublade.
So habe ich mich durch alle Schubläden durchgearbeitet und auch das restliche Arbeitszimmer ein wenig umgeräumt. Einiges an Altlasten möchte ich noch abarbeiten, das braucht Zeit. Aber ich habe es geschafft, die Kommode leer zu bekommen und seit drei Wochen steht sie nun im Wohnzimmer und hat unser Regal ein wenig entlastet. Strolch ist vor das Fenster gezogen und liegt wieder majestätisch auf dem Käfig und schaut in den Garten.
Und in meinem Arbeitszimmer habe ich nun Platz, um meine Yogamatte auszurollen oder große Stoffmengen auf dem Boden zuzuschneiden.
Das Loslassen hat gut getan. Das Thema werde ich aber noch nicht ganz loslassen und hier demnächst nochmal darauf eingehen.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Steffi
Verlinkt mit Fräulein Ordnung.
6 Kommentare
Jeanne
Liebe Steffi,
dein Post spricht mir aus der Seele. Mir geht es seit meinem umgekehrten Adventskalender ähnlich. Ich bin immer noch am ausmisten und immer noch am Staunen, dass es immer weiter geht…..
Du hast da riesige Schritte meines Erachtens getan. Loszulassen, und das nicht als allzu grossen Verlust zu empfinden, das muss man erst mal können. Und da muss man/frau auch viel an sich arbeiten. Respekt, dass du das alles so geschafft hast.
Und Strolchi hat ganz recht: Wer lässt sich schon freiwillig in eine Ecke abschieben, wenn man als Chef in der ersten Reihe am Fenster „thronen“ kann? Einen dicken extra Knuddler für ihn!! 😉
Viele liebe Grüße
Jeanne
Frau Pratolina
Liebe Jeanne,
Ich habe schon vor ein paar Jahren mit dem Ausmisten angefangen. Darüber schreibe ich mal einen gesonderten Post. Aber gerade die Kommode hat mir wieder gezeigt, wie viel Zeit einen der ganze Krempel so kosten kann und wie schön es ist, mehr Raum zu haben.
Liebe Grüße
Steffi
niwibo
Loslassen tut immer gut liebe Steffi.
Ich probiere das immer wieder, und eine Woche ohne geht gar nicht.
Egal ob Bücher, Bastelkrams, Kleider etc. man muss ich von Dingen trennen können.
Und Platz für Neues ist doch auch ganz schön.
Dir einen kuscheligen Abend, lieben Gruß
Nicole
Frau Pratolina
Ich übe das auch schon eine Weile, liebe Nicole.
Hab einen schönen Tag!
Liebe Grüße
Steffi
Brigitte
Loslassen, es gibt Tage, da scheint das ein wunderschönes Wort zu sein. So einfach und luftig, macht Raum und gibt Freiheit. Da schwingt Minimalismus im positivsten Sinne des Wortes mit. Aber dann, wenn eine Beziehung zu Ende geht, wenn ein lieber Mensch eine schwere Krankheit hat, dann hat loslassen ganz eine andere Dimension.
Trotzdem, ich finde es ist wichtig, sich immer wieder mit Loslassen zu beschäftigen. Daher vielen Dank für deinen Beitrag. Mir persönlich hilft Achtsamkeit auf dem Weg zum Loslassen sehr. Meine Gedanken dazu habe ich hier zusammengetragen:
https://blog.kinderinfowien.at/achtsamkeit-ein-einfaches-mittel-zur-stress-reduktion/
In the end what matters most is how good you learned to let go…
Liebe Grüße
Brigitte
Frau Pratolina
Liebe Brigitte,
Loslassen kann manchmal sehr schmerzvoll sein, das ist völlig richtig. Ich habe dazu auch noch etwas geplant. Das Achtsamkeitstraining habe ich auch schon kennen gelernt. Es hat mir in der Vergangenheit sehr geholfen.
Herzliche Grüße
Steffi