Mehr Natur im Garten durch 11 einfache Naturmodule
Mehr Natur im Garten durch 11 einfache Naturmodule zu erreichen, ist auch im kleinsten Garten möglich. Vor einiger Zeit habe ich einen Vortrag einer Naturgartenplanerin über Naturgärten gehört. Der Vortrag war gut und die gezeigten Beispiele beeindruckend. Aber es waren natürlich in erster Linie ihre entworfenen und dann von einer Gartenfirma angelegten Gärten. Aber sie ging weniger auf das ein, was die Zuhörer eigentlich hören wollten. Denn sie wollten keine fertigen Gesamtpakete sehen, sondern wissen, wie man mehr Natur in den bereits vorhandenen Garten bringen kann. Und dies kann man erreichen, indem man kleine Naturgartenmodule ergänzt.
Vom Rasen zur Wiese
Wenn ich an den Rasen denke, auf dem ich als Kind gespielt habe, denke ich an vierblättrige Kleeblätter, die ich gesucht habe, an die herzförmigen Blätter des Hirtentäschel, an lange Grashalme, mit denen wir versucht haben, Töne zu erzeugen und an Kränze aus Gänseblümchen. Wann hat das eigentlich angefangen mit dieser Manie, im Garten einen Golfrasen zu haben, in dem man jedem Löwenzahn sofort den Garaus machen muss? Eine solche Rasenfläche kostet Zeit, Geld und vor allem jede Menge Wasser. Zumindest einen Teil in eine Wildblumenwiese umzuwandeln, schont Ressourcen und schafft einen wertvollen Ort für verschiedene Wildbienen, Schmetterlinge und viele andere Insekten. Und hübsch anzusehen ist es auch noch.
Mehr zum Anlegen einer Wiese: Wer andern eine Wiese sät
Trockenmauer oder Steinhaufen
Reptilien mögen Hitze. Möchte man also Blindschleichen und Eidechsen im Garten haben, sollte man Hitzeinseln haben. Eine schön angelegte Trockenmauer ist hier natürlich ideal.
Hat man Reste von Rasenkantensteinen und Steinen, kann man günstig eine Minitrockenmauer bauen.
Eine Alternative sind Steine oder übriggebliebene Dachziegel, die aufgeschichtet auch toll aussehen.
Wichtig bei diesem Modul sind die Lücken, die Versteckmöglichkeiten bieten.
Sandarium
Ein Sandarium bietet verschiedenen Wildbienen und anderen im Boden Eier ablegenden Insekten die Möglichkeit zu nisten. Der Ort hierfür sollte sehr sonnig sein, gerne ein wenig geschützt. Der Boden muss ca. 40 cm tief ausgehoben werden und mit einem nicht zu feinem Lehm-Sandgemisch aufgefüllt werden. Man kann auch einen hohen Pflanztrog oder einen großen Topf hierfür nutzen, wenn sonst kein Platz vorhanden ist. Damit ein Sandarium nicht als Katzentoilette missbraucht wird, sollten vorbeugend ein paar dornige Äste darauf gelegt werden.
Weitere Nistmöglichkeiten
Ein Wildbienenhotel und Nistkästen für Vögel und Fledermäuse sind weitere schöne Naturgartenmodule, ebenso mit Holzwolle gefüllte Tontöpfe.
Mehr hierzu erfahren: Nisthilfen und Futterplätze
Totholz
Totholz ist im Naturgarten unerläßlich. Es bietet vielen Käferarten ein zu Hause. Einige Wildbienenarten bauen darin ihre Nistgänge oder nutzen es als Baumaterial. Und am schönsten finden sie Holz, wenn es schon ein wenig morsch ist, also schon eine Weile liegt. Ob als Holzstapel, Benjeshecke oder als Käferkeller angelegt ist eigentlich egal. Hauptsache, das alte Holz darf überhaupt einen Platz im Garten haben.
Mehr hierzu erfahren: Zu viel Holz vor der Hütte?
Teich und Feuchtbeete
Es gibt einige heimische Pflanzenarten, die lieben die Feuchtigkeit. Wie zum Beispiel der Blutweiderich oder der Wasserdost. Es sind beides heimische Pflanzen, die durch ihre schönen und langlebigen Blüten auf jeden Fall einen Platz in jedem Garten verdient haben. Sie würden in einem feuchten Beet, aber auch in einer Uferzone eines Gartenteichs gut stehen können. Und wenn es nicht anders geht, wachsen beide auch in einem Kübel, der feucht gehalten wird. Aber man kann hier auch gezielt Senken in feuchteren Ecken bepflanzen.
Ein Gartenteich lädt nochmal eine ganz andere Tier- und Pflanzenwelt in den Garten ein und es ist faszinierend, die Libellen zu beobachten oder einen Frosch im Teich sitzen zu sehen.
Heimische Bepflanzung
Heimische Pflanzen haben es bei uns nicht leicht. Wir lieben die Exoten mit ihren tollen Blüten und Farben. Dabei gibt es einige Pflanzen, die es durchaus damit aufnehmen können. Die Königskerze zum Beispiel wird nicht nur beeindruckend groß. Sie hat auch noch eine unglaubliche Blühdauer. Im letzten Jahr hat eine in meinem Vorgarten im Mai angefangen zu blühen und hat erst im November wieder aufgehört. Viele der Wildpflanzen sind äußerst wichtig für so manch eine Wildbiene, die zum Teil hochspezialisiert auf einzelne Pflanzen sind. Schmetterlinge setzen ihre Eier an die Pflanzen, die ihre Raupen als Nahrung benötigen. Auf eine Weide sind zum Beispiel allein fünf verschiedene Wildbienen spezialisiert. Ohne Brennnessel gäbe es einige Schmetterlingsarten gar nicht mehr.
Daher kann es sinnvoll sein, das Gartentor auch für heimische Pflanzen zu öffnen. Und das lohnt sich, denn oft kommen die heimischen Pflanzen viel besser mit unserem Boden und dem Angebot an Wasser zu recht als die dagegen eher divenhaften Exoten, die man regelmäßig düngen und giessen muss.
Kompost
Die Idee, alles aus dem Garten im Herbst in teure Plastiksäcke zu verpacken und an den Straßenrand zu stellen, damit es zur Kompostieranlage gefahren und dort kompostiert wird, damit wir dann im Frühjahr zum Gartencenter fahren und die entstandene Erde wiederum in Plastiksäcken für viel Geld neu kaufen, hat sich mir nie erschlossen. Es ist nicht schwer, einen Kreislauf im eigenen Garten zu haben und im Frühjahr die Pflanzen mit dem eigenen Kompost versorgen zu können. Es spart Geld und Ressourcen. Und Platz ist in der Zwischenzeit dafür sogar auf dem Balkon oder in der Küche. Dort kann man mit einem Wurmkomposter sogar die Erde für die Balkonkästen selbst herstellen. Und für den kleinen Garten gibt es ebenso platzsparende Varianten. Auch ein Kompost ist Kinderstube für verschiedene Käferarten wie zum Beispiel dem Rosenkäfer.
Mehr dazu erfahren: Kompost- von Abfall zu Humus
Wilde Ecken
In wilden Ecken tobt das Leben. Hier tummeln sich Insekten, Spinnen und Käfer. Raupen haben ihre Kinderstube und Vögel damit eine Nahrungsquelle. Auch ein Igel freut sich über ein unaufgeräumtes Plätzchen.
Er überwintert am liebsten in einem Laubhaufen, wo er es sich so richtig gemütlich machen kann. In wilden Ecken darf Unkraut wachsen, das vielleicht das ein oder andere Insekt dringend benötigt. Die Natur mag es also eher unaufgeräumt und oft passt das unserer Ästhetik gar nicht. Aber wenn ein Garten natürlich sein soll, kann man vielleicht in einer kleinen Ecke, die man nicht unbedingt immer gleich sieht, ein wenig Wildnis walten lassen. Man kann in wilde Ecken andere Module wie Totholz oder Steinhaufen integrieren und so gleich mehrer Biotope an einem Ort schaffen. Dann sieht es für unser ordnungsliebendes Auge wieder gefälliger aus.
Wildsträucherhecke
Im Gegensatz zur sterilen Thuja- oder Kirschlorbeerhecke tobt in einer Wildsträucherhecke das Leben. Vögel knabbern Beeren am Weißdorn und sind in dem dornigen Gestrüpp geschützt vor Räubern. Der Igel schläft darunter im Laub und findet, wenn er wach wird, ausreichend Nahrung am Boden. Schmetterlinge überwintern an den Ästen. Bienen finden im Frühjahr Nektar und Pollen an den unterschiedlichen Blüten. Der wintergrüne Liguster oder die Eibe geben Sichtschutz. Eine Hecke aus Wildsträuchern kann vor Wind schützen, indem sie ihn ausbremst. Ein blickdichter Zaun kann hier schon mal zerstört werden. Eine Hecke kann auch als Staubfilter funktionieren, wenn man an einer unbefestigten Straße wohnt.
Dach- und Fassadenbegrünung
In einer unserer letzten Gemeinderatssitzungen saß ich als Gast. Es ging um eine Satzung zur Begrünung von Vorgärten, Flachdächern und Fassaden. Der einreichenden Partei wurde unter anderem vorgeworfen, dass sie wollen, dass alle Bürger in hobbitähnlichen Behausungen leben müssen. Währenddessen waren die Temperaturen im Gebäude trotz der fortgeschrittenen Stunde immer noch unerträglich warm. Man einer musste sich mehrfach mit einem Handtuch abtrocknen und ein paar Damen wedelten sich mit Fächern Luft zu. Mit einer Fassadenbegrünung wäre es deutlich kühler gewesen.
Es ist in der Zwischenzeit nachgewiesen, dass Begrünung für Abkühlung sorgt, man Dächer weniger oft reparieren muss und schön fürs Auge ist. Und begrünt werden kann quasi alles. Ob Schuppendach oder Mülltonnenhaus. Hier zählt jede Grünfläche. Und Hobbithöhlen sind von der Idee her gar nicht so schlecht, aber ein begrüntes Dach ist weit davon entfernt. Eine Dachbegrünung besteht meist aus Pflanzen, die sonst auf Trockenwiesen vorkommen, was vielen Insekten ein weiteres Biotop bietet.
2 Kommentare
Queen All
Mehr auf heimischen Bewuchs zu setzen, finde ich auch wichtig. Oft vertragen sich die Exoten nicht besonders mit unserer Tier- und Pflanzenwelt und schaden ihr sogar. Und dann hat man nicht nur viel Geld ausgegeben sondern womöglich noch einen Garten ganz ohne Brummen und Summen. Genau wie bei den Golfrasenanhängern, deren Garten zwar grün aber so tot wie ein Steingarten ist. Wobei letzterer den absoluten Höhepunkt des Grauens darstellt und selbst nachs noch die sommerliche Höllenglut speichert. Ein kleiner Ausflug in so einen Steingarten hätte die Damen und Herren vom Gemeinderat womöglich hinsichtlich Begrünung überzeugt.
Anna
Es ist großartig zu sehen, wie man mit diesen 11 einfachen Naturmodulen so viel mehr Natur in den eigenen Garten integrieren kann. Vom Rasen zur Wiese zu wechseln und Totholz und wilde Ecken zuzulassen, sind großartige Ideen, die nicht nur die Umwelt unterstützen, sondern auch einen wunderschönen und naturnahen Garten schaffen. Und die Idee, selbst Kompost herzustellen, ist nicht nur umweltfreundlich, sondern spart auch Geld. Danke für diese tollen Anregungen, die zeigen, dass jeder seinen Beitrag zum Naturschutz leisten kann, selbst in einem kleinen Garten! 🌱🌼🌳