Garten,  Nachhaltigkeit

Pflanzenkohle und Terra Preta

Pflanzenkohle und Terra Preta scheinen reine Wundermittel zu sein. Aber was genau ist das überhaupt und braucht man das wirklich? Ich habe mich mal ein wenig damit beschäftigt.

Was genau ist eigentlich Pflanzenkohle?

Pflanzenkohle sollte man nicht mit Asche verwechseln. Denn Asche entsteht bei der Verbrennung mit Sauerstoff. Kohle entsteht aber durch ein Pyrolyseverfahren unter Sauerstoffausschluss. Dadurch wird hauptsächlich Wasser abgespalten und es entstehen Kohle, Synthesegas und Wärme.

Pflanzenkohle und Terra Preta
Pflanzenkohle

Pflanzenkohle wird von den Menschen bereits seit der Eisenzeit hergestellt. Meist wurde hier von Köhlern Holz verkohlt. Heute stellt man Pflanzenkohle meist aus sonstigen Pflanzenresten her.

Wofür braucht der Gärtner Pflanzenkohle?

Die Oberfläche von Kohle ist porös. Dadurch kann sie große Mengen an Wasser und Nährstoffen binden. Durch die aufgenommenen Nährstoffe siedeln sich Mikroorganismen an. Pflanzenkohle verbessert also die Wasserspeicherung des Bodens und belebt ihn. Sie sorgt auch für eine Zunahme an Mykorrhizen, also den Pilzen, die eine Symbiose mit Wurzeln eingehen und den Pflanzen eine verbesserte Wasser- und Nährstoffaufnahme ermöglichen.

Hat man sandige, nährstoffarme, durchlässige Böden, kann Pflanzenkohle einen Beitrag zum Humusaufbau leisten.

Pflanzenkohle bindet auch CO2, weshalb sie für Wissenschaftler interessant wurde, die in ihr eine Möglichkeit sehen, die Klimabilanz aufzubessern. Hierzu gab es ein sehr interessantes Forschungsprojekt der FU Berlin in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Garten Berlin. Der Botanische Garten hat im Rahmen dieses Projektes eine Anlage zur Herstellung eigener Pflanzenkohle aufgebaut und stellt mit Hilfe von Kompost, Pflanzenkohle sowie Nährstoffgewinnung durch ein neues Sanitärkonzept eigene Dünger und Terra Preta her. Hier findet man mehr zu diesem Forschungsprojekt.

Pflanzenkohle darf nie allein angewendet werden. Denn allein in den Boden eingebracht würde die Pflanzenkohle zunächst einmal alle verfügbare Nährstoffe und Wasser binden. Der Boden würde also noch karger werden. Meist wird Pflanzenkohle mit Mist, Kompost, Bokashi oder Dünger kombiniert und wird so zu Terra Preta.

Was ist Terra Preta?

Terra Preta bedeutet übersetzt schwarze Erde. Forscher entdeckten im 19. Jahrhundert im Amazonasgebiet tiefe Schichten schwarzer Erde, die offensichtlich ausserordentlich nährstoffreich war. Sie stellten fest, dass indigene Stämme die früher dort nährstoffarme Gegend mit Hilfe verschiedener Stoffe nutzbar machten. Aber nicht nur am Amazonas wurde dieses Prinzip genutzt. Auch in anderen Ländern wurde so gearbeitet.

 

Pflanzenkohle und Terra Preta
Schwarze Erde

In Deutschland stiessen Forscher im Wendland in tieferen Erdschichten ebenfalls auf diese Methode. Die dort im 9. Jahrhundert siedelnden Slawen machten dort den Ackerboden fruchtbar indem sie Holz- und Pflanzenkohle mit Fäkalien, Tiermist, Kompost, Tonscherben, Knochen und Gräten einbrachten.

Und genau dieses Prinzip kann man auch ganz einfach selbst anwenden. Um die Pflanzenkohle mit Nährstoffen anzureichern, mischt man sie mit Kompost oder Bokashi, Tiermist oder einem anderen stickstoffhaltigen Stoff wie Hornspäne, Hornmehl, Urin (der Schrebergärtner kann hier den gesammelten Urin aus der Trocken-Trenntoilette verwenden). Dies wird in den Boden eingebracht, indem der Oberboden abgetragen wird, eine Schicht des Gemischs eingebracht und der Oberboden wieder aufgebracht wird. In meinem Garten wende ich diese Methode nicht an, weil sie Ratten anziehen kann. Ich mische in meinem Thermokomposter Pflanzenschnitt, Bokashi, Kaninchenmist, Pflanzenkohle und Urgesteinsmehl. Für die Kaninchentoilette nutze ich in der Zwischenzeit eine Hanfeintreu, die sich wesentlich besser kompostieren lässt als Holzspäne. So habe ich bereits nach sechs Monaten eine sehr dunkle, schöne Erde.

 

Worauf muss man beim Kauf von Pflanzenkohle achten?

Pflanzenkohle ist teuer. Dies liegt am aufwendigen Herstellungsverfahren. Der Nabu empfiehlt, unbedingt auf Produkte zu achten, die den Anforderungen des European Biochar Certificate (EBC) entsprechen. Diese Zertifizierung gewährleistet, dass die Kohle schadstoffarm ist, denn Pflanzenkohle bindet nicht nur Nährstoffe, sondern auch Schadstoffe sehr gut und die will man als Gärtner ja nicht im Boden haben.

Kann man Pflanzenkohle selber machen?

Prinzipiell kann man Pflanzenkohle selber machen. Ich habe dies für euch einmal ausprobiert.

Hierfür habe ich einen Metalleimer am Boden mit einem Loch versehen. Diesen habe ich mit getrockneten Pflanzenresten gefüllt und fest gedrückt. Dann habe ich den Eimer umgedreht, also mit dem Boden nach oben in unsere Feuerschale gestellt und rundherum Holz geschichtet.

Pflanzenkohle und Terra Preta
Das Experiment: Pflanzenkohle selbst herstellen

Durch das entzündete Feuer wird der Eimer stark erhitzt. Die Pflanzenreste im Eimer werden nun verkohlt, da kein Sauerstoff rankommt. Durch das Loch im Boden des Eimers entweichen die enstehenden Gase und Wasserdampf. Wenn nichts mehr entweicht, kann das Feuer gelöscht werden. Ist der Eimer abgekühlt, kann die Kohle entnommen und vorsichtig pulverisiert werden.

Mein Fazit

Pflanzenkohle selber herstellen ist ein sehr aufwendiger Prozess, den man besser großen Anlagen mit entsprechenden Rauchgasanlagen überlassen sollte. Zum einen finden die Nachbarn sicherlich die Herstellung von Pflanzenkohle unschön, zum anderen weiß man selbst nicht, wie sehr man sich und die Umwelt mit diesem Prozeß belastet. Ist die Temperatur für die Pyrolyse nicht hoch genug, können durchaus auch krebserregende Gase entstehen. Für mich ist das daher ein Versuch, den ich nicht wiederholen werde. Aber ich weiß nun, warum die Herstellung von Pflanzenkohle ein teurer Prozess ist und das Produkt seinen Preis hat.

Trotzdem werde ich auch weiterhin meinen Kompost mit Pflanzenkohle anreichern, denn für meinen sehr sandigen Boden ist die Humusförderung und die Wasserspeicherfunktion sehr wichtig. Ein eher lehmiger Boden bräuchte diese Art der Anreicherung nicht, denn der Boden kann selbst sehr gut Wasser speichern.

Weitere Artikel der Bodenreihe

Auf den Boden kommt es an
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Bodenbestimmung Teil 2
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4 Kommentare

  • Anonymous

    Liebe Steffi,
    wow, wieder ein sehr interessanter und lehhreicher Beitrag. Hätte nie gedacht, dass das SO aufwändig ist.
    Woher beziehst du denn deine Pflanzenkohle? Und in welchen Mengen gibt es die denn??
    Wünsche dir noch ein schönes langes Wochenende
    Viele liebe Grüße

    Jeanne

    • Frau Pratolina

      Liebe Jeanne,
      Sorry, dass ich verspätet antworte. Ich hatte ein kleines Technik-Problem. Die Pflanzenkohle beziehe ich über die Firma Biochar und ich habe 5 Liter bestellt. Das reicht auch für ein Jahr und ich arbeite es nach und nach in Schichten in den Kompost ein. Zusammen mit dem Kaninchenmist und dem Bokashi funktioniert das gut und es ist ordentlich Leben im Kompost.
      Ganz spannend fand ich tatsächlich die Beschreibung der Anlage im Botanischen Garten. Wo ja letztlich die Ausscheidungen der Besucher vermischt mit dem Grünschnitt und selbst hergestellter Pflanzenkohle der Dünger für die Gewächshäuser hergestellt wird.
      Liebe Grüße und nun auch ein schönes Wochenende!
      Steffi

    • Sigrid

      Deine Bodenreihe ist äußerst interessant, habe gerade auch den Beitrag über EM und Bokashi nachgelesen, kannte beides nicht!
      Danke für deine guten Artikel und liebe Grüße, Sigrid

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