Garten,  Nachhaltigkeit

Die Totholzhecke

Um Baum- und Grünschnitt nicht mehr Häckseln zu müssen, wollte ich mal etwas anderes ausprobieren und habe eine Totholzhecke angelegt. Die Totholzhecke ist schnell gebaut und eine gute Möglichkeit, meine Komposter zu verstecken.

Die Totholzhecke
2020 im Garten frisch angelegte Totholzhecke

Schon lange hat mich die freie Sicht auf unseren Kompost gestört

Seitlich habe ich ihn mit einer Minibuchenhecke versehen und eigentlich sollen die Komposter zum Garten hin durch Büsche abgegrenzt werden. Die wollen aber bisher noch nicht so richtig wachsen und so dienen sie noch nicht wirklich als Sichtschutz. Und wenn sie im Winter ihr Laub verlieren, ist wieder freie Sicht. Also wollte ich eine kostengünstige Lösung, die nicht viel Platz in Anspruch nehmen durfte.

Im Baumarkt wurde ich fündig und nahm herunter gesetzte Zaunpfähle mit. Sie waren leicht verbogen, was mir aber nicht wichtig war, denn an einer solchen Hecke ist ja auch nichts wirklich gerade. Wir haben vier Stück bekommen, die wir als Außenbegrenzung in die Erde geschlagen haben. In der Mitte haben wir vorher woanders genutzte Pfosten gesetzt. Je dichter die Pfosten gesetzt werden, um so einfacher ist es schließlich, den Holzschnitt einzubringen.

Der Gatte hat unsere Zierweide beschnitten. Hier fällt jedes Jahr eine große Menge Schnittgut an, dass ich bisher mehr schlecht als recht gehäckselt habe. Mit diesen sehr dünnen, biegsamen Ästen kam unsere Häcksler nicht wirklich gut zu recht und es war mühselig. Die gehäckselte Zierweide nutze ich bisher in Beeten als Mulch, im Kompost oder als Füllmaterial in den Hochbeeten. Dieses Jahr habe ich nicht gehäckselt, sondern gestapelt. Und es ist erstaunlich wie viel Material man hier nutzen kann.

Die Totholzhecke

Die Totholzhecke wird auch Benjeshecke genannt. Entwickelt wurde sie zu Beginn der 1980 Jahre von den Brüdern Hermann und Heinrich Benjes. Beide Brüder waren unter anderem Landschaftsgärtner und arbeiteten zu der Zeit an der Entwicklung eines Flurbelebungskonzeptes mit.

Wozu Flurbehebung?

Die Landwirtschaft hat sich durch die Einflussnahme der Wirtschaft immer weiter von der Kreislaufwirtschaft wegentwickelt. Es zählte zunehmend der maximale Profit. Hierfür wurden die Felder maximal vergrößert und Feldstreifen entfernt. So konnten größere Maschinen eingesetzt werden und mehr angepflanzt werden, musste aber auch mehr Pestizide einsetzen und mehr düngen. Die Folge war ein Rückgang der Wildtierbestände. Der Feldhamster gilt in Brandenburg in der Zwischenzeit als ausgestorben. In der Krefelder Studie stellte man einen Rückgang der Insekten um 70 % fest. Dem wollte man entgegenwirken und suchte nach kostengünstigen Möglichkeiten, um diese Ökosysteme wieder herzustellen. 

Durch Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Bewirtschaftung eines Feldes bei gleicher Größe, einmal mit und einmal ohne Feldstreifen mit Hecken trotz 10 % weniger Aussaat bei Feldern mit Hecken der gleiche Ertrag erwirtschaftet werden konnte wie bei einem Feld ohne Feldränder.

Woran liegt das?

Hecken sorgen dafür, dass weniger Wind über das Feld fegt. Dass wirkt der Bodenerosion entgegen. Hecken und Wiesen sind Lebensraum für viele Tiere, zum Beispiel Vögel, die den Bestand an Schadinsekten geringer halten. Hecken sorgen weiter für eine verbesserte Aufnahme und Erhaltung von Regenwasser.

 

Die Totholzhecke
Als Straßenbegrenzung in Potsdam angelegte Totholzhecke

Was ist eine Benjeshecke?

Die Benjeshecke besteht aus linienhaften, lockeren Ablagerungen aus eher dünnem Gehölzschnitt, also aus Totholz, weshalb sie auch Totholzhecke genannt wird.

Die Hecke wird durch in die Erde geschlagene Pflöcke gestützt. Diese sollten langlebig sein, damit sie nicht so schnell vergehen. Man kann entweder imprägnierte Pflöcke nutzen oder selbst welche aus langlebigem Holz wie Kirsche oder Kastanie fertigen. Die Pflöcke werden in zwei Reihen gesetzt und nicht zu weit auseinander, damit das zwischengelegte Material nicht herausfällt. Im Idealfall ist der Abstand etwa ein halber Meter.

Die Größe einer Benjeshecke ist variabel. Für die Flurbereinigung wurden entsprechend große Hecken, also 3-4 Meter breit und 1,50 Meter hoch angelegt. Die Länge ist beliebig.

Aber auch kleiner angelegte Hecken erfüllen ihren Zweck und bieten Tieren wie Insekten, Vögeln und Kleinsaugern ein zu Hause. Durch den Kot der Samenfressenden Tiere begrünt sich die Hecke von selbst. Man kann diesen Vorgang natürlich beschleunigen, indem man sie selbst bepflanzt. Mögliche heimische Pflanzen wären zum Beispiel die Hundsrose, Efeu, Wilder Wein oder die Clematis Vitalba.

Ein Nachteil einer Spontanbegrünung ist, dass auch Saatgut von stark wachsenden Pflanzen in die Hecke gelangt wie zum Beispiel Brombeere oder auch invasive Neophyten wie die kanadische Goldrute, die dann nur schwer zu entfernen sind.

Gibt es Gehölze, die nicht in die Benjeshecke dürfen?

Man sollte auf alles verzichten, was schnell wieder wurzelt. Also zum Beispiel Himbeeren- oder Brombeerruten oder auch Kirschlorbeer. Ein zu viel an Nadelgehölzen kann zur Folge haben, dass sich rund um die Benjeshecke der Boden ansäuert. Staudenschnitt sollte keine Saatgut tragen. Kranke Pflanzenteile sollte auch lieber im Restmüll entsorgt werden.

Ist eine Benjeshecke genehmigungspflichtig?

Als Mieter eines Gartens sollte man die Genehmigung des Vermieters einholen.

Als Grundstückgrenze muss sie die jeweiligen Normen einhalten. In Brandenburg bedeutet das, dass die Hecke einen Abstand zur Grundstücksgrenze einhalten muss, der 1/3 der Gesamthöhe beträgt. Hat die Hecke also eine Höhe von 1,50 Meter, muss der Abstand zur Grundstücksgrenze 50 cm betragen.

Sonst empfiehlt das Brandenburgische Umweltministerium das Anlegen einer Benjeshecke als umwelt- und klimaschonende Entsorgungsmöglichkeit von Grünschnitt.

Gründe für eine Benjeshecke

Eine Benjeshecke ist eine kostengünstige und wenig arbeitsintensive Möglichkeit, um Schnittgut zu entsorgen.

Sie bietet Tieren einen Lebensraum.

Sie ist ein kostengünstiger und schnell angelegter Sichtschutz.

Lockt eine Benjeshecke Ratten an?

Es kann natürlich nicht ausgeschlossen werden, dass auch Ratten mal in einer Benjeshecke wohnen. Aber angelockt werden Ratten in erster Linie durch herumliegende Lebensmittel und Essensreste auf dem Kompost.

Die Benjeshecke im Naturgarten

Totholz ist im naturnahem Garten ein wichtiges Element. Viele Käferarten benötigen Totholz für ihre Larven und Engerlinge. Zum Beispiel ernähren sich die Engerlinge vom Nashornkäfer sowie vom Rosenkäfer von Totholz. Engerlinge und Käfer sind wiederum Hauptnahrungsmittel von Igeln und anderen Kleinsäugern.

Die Totholzhecke
Der Nashornkäfer in meinem Garten

Für Igel bietet Totholz einen Schlafplatz. Dies gilt ebenso für die Larven der Glühwürmchen und für Erdkröten. Beide sind starke Partner im Kleinhalten von Schneckenpopulationen. 

Nachtrag:

Von meiner Benjeshecke bin ich nach wie vor begeistert. Hier leben Kröten und diverse Käfer, zeitweilig auch mal eine Maus. Ratten habe ich dort nicht entdeckt. Ich habe die Hecke zwischenzeitlich noch erweitert, um eines dritten Komposter aufstellen zu können und habe bereits mehrfach Nachbarn um ihren Baumschnitt erleichtert, worüber wir beide glücklich waren.

Die Totholzhecke
Die Benjeshecke in meinem Garten 2024
 

 

 

 

8 Kommentare

  • niwibo

    Was für eine tolle Idee liebe Steffi.
    Sieht schön aus, kostet nicht viel und ist nachhaltig. Was will man mehr.
    Und wenn die Tiere sie auch noch als Kuschelplatz nehmen, umso besser.
    Leider fällt bei uns nicht genug Schnittabfall an, ansonsten hätte ich die Idee gerne nachgemacht.
    Lieben Gruß
    Nicole

    • Frau Pratolina

      Vielen Dank, liebe Nicole! Mal schauen, ob es den Tieren gefällt.
      Schade, dass bei Dir das Schnittgut nicht ausreicht.
      Liebe Grüße
      Steffi

  • Elke Schwarzer

    Das sieht super aus!!! Ich hab das auch an meinem grünen Komposter gebaut, leider kann ich das nicht an der Seite machen, die mich am meisten stört, weil ich noch dran muss. Deiner steht ja freier.
    VG
    Elke

    • Frau Pratolina

      Liebe Elke,
      Vielen Dank! Dass Du es selbst genauso gemacht hast, zeigt mir, dass ich das richtig gemacht habe. Der Kompost stand bei uns ein wenig zu frei. Wenn er zu leer ist, konnte es schon mal sein, dass er sich an stürmischen Tagen auf Wanderschaft begibt. Jetzt ist er sicher ein wenig geschützter.
      Liebe Grüße
      Steffi

  • Wolfgang Nießen

    Liebe Steffi,
    so eine Hecke ist eine tolle Idee. Ich habe das zwar schon mal irgendwo gesehen, aber dann leider auch wieder vergessen. Das wäre auch was für unseren Garten.
    Ich finde es immer gut, wenn man gleichzeitig auch was für die Natur tun kann und wünsche Dir noch eine wunderschöne Restwoche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    • Frau Pratolina

      Lieber Wolfgang,
      Bei Eurem Baumbestand wäre das sich was für Euch und der Baumschnitt lässt sich so am einfachsten verarbeiten. Das Geschreddere kann ja Stunden in Anspruch nehmen. Und wenn Du Platz hast, kannst Du die Hecke ein wenig tiefer planen, dann passt mehr rein.
      Ich wünsche Dir ebenfalls eine schöne restliche Woche!
      Liebe Grüße
      Steffi

  • Anonymous

    Eigentlich habe ich schon lange vor, einen Häcksler zu kaufen, aber jetzt bin ich froh, es noch nie getan zu haben. Jetzt überlege ich, wo ich so eine tolle Totholzhecke aufbauen könnte! Wir haben immer sehr viele Äste vom Maulbeerbaum und vom Holunderbaum, die würden sich gut dafür eignen. Danke für den Tipp!
    Liebe Grüße, Sigrid

    • Frau Pratolina

      Liebe Sigrid,
      Es freut mich sehr, dass ich Dich inspirieren konnte. Sicher findest Du ein geeignetes Plätzchen in Deinem Garten. Man kann super einen Arbeitsbereich abgrenzen, aber auch einen Sichtschutz für einen Sitzplatz oder für eine Kinderecke einrichten. Oder die Gemüsebeete abgrenzen. Ich denke, es gibt da viele Möglichkeiten. Und es geht auch schnell. Für mich sogar schneller, als das ganze Schnittgut zu häckseln.
      Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag!
      Liebe Grüße
      Steffi

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