DIY,  Garten

Kaninchen im Garten

Seit Dezember haben wir wieder ein Kaninchen im Garten. Wir hatten es recht spontan übernommen, da in dem Garten, in dem es bis dahin wohnte, regelmäßig Wildschweine auf Futtersuche gingen und zuletzt auch versuchten, den Kaninchenkäfig aufzubrechen. Wir übernahmen auch Haus und Freigehege. Dies erwies sich aber als nicht sonderlich praktikabel. Die Vorbesitzer hatten das Kaninchen damals mit einem weiteren angeschafft für ihre Tochter. Ärgerlich fanden sie nach kurzer Zeit, dass die Tochter weder Interesse für die Kaninchen hatte, noch die Pflege und Fütterung übernehmen wollte. Über Haus und Gehege hatten sie sich vorher viel Gedanken gemacht und die Kaninchen hatten schon mehr Auslauf als viele andere. Letztlich lief eines weg und das verbliebene wurde eigentlich immer mehr zu einem Ärgernis. Daher möchte ich heute mal über meine Erfahrungen schreiben, denn es gibt ein paar Dinge, über die man wissen sollte, bevor man Kaninchen anschafft.

Kaninchen im Garten
Frieda in ihrem alten Freilauf

Kaninchen sind keine Kuscheltiere

Leider ist es so, dass Kaninchen sehr süß und oft auch weich und flauschig aussehen. Sie lösen quasi automatisch einen Streichel-Reflex aus. Man möchte sie auf der Stelle kuscheln. Aber Kaninchen sind anders als zum Beispiel Hunde. Sie möchten Kontakt zu Menschen grundsätzlich am liebsten vermeiden. Bis sie einem Vertrauen schenken, kann es sehr lange dauern. Bei Strolch zum Beispiel hat es 2,5 Jahre gedauert und eigentlich auch erst, seitdem er weiß, dass es draussen ein weiteres Kaninchen gibt. Man muss manchmal sehr viel Geduld aufbringen.

Strolch im Haus
Strolch läßt sich nach 2,5 Jahren endlich streicheln

Kaninchen sind teuer im Unterhalt

Hier kommt es natürlich darauf an, wie ernst man es meint mit den Tieren. Aber es ist nicht damit getan, einfach zwei Kaninchen zu kaufen. Sie sollten, wenn man keinen Nachwuchs möchte, kastriert werden. Weibchen bekommen oft im Alter von 2-4 Unterleibskrebs, daher kann auch hier eine vorbeugende Kastration sinnvoll sein. Sie benötigen einmal jährlich zwei Impfungen, vor allem, wenn sie draussen leben. Die Krankheiten RHD und Myxomatose werden durch Insekten übertragen und enden meist tödlich. Im Falle von RHD kann dies innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Für ein Kaninchen kosten diese Impfungen bei unserer Tierärztin etwa 50 €.

Unser Strolch hat eine sehr empfindliche Verdauung. Bei ihm müssen wir sehr darauf achten, was er frisst. Wir hatten in den vergangenen Jahren zwei Mal den Fall, dass wir mit ihm abends wegen einer Verstopfung zum Tierarzt mussten. Außerdem hat er sich im letzten Herbst mal Stroh ins Auge gepiekt. Auch dass mussten wir an einem Sonntag durch den Tierarzt entfernen lassen. Solche Tierarztbesuche als Notfall kosten gerne mal 100 €. Aber nur, wenn keine OP oder ein Röntgen nötig ist. Strolch benötigt ein Medikament, dass ich ihm bei Bedarf gebe, um eine Verstopfung zu verhindern. Dies kostet etwa alle drei bis vier Monate 20 €.

Im Winter zahlen wir pro Woche etwa 10 Euro für Grünfutter, wie Salat oder Kräuter und etwa 1 Euro für Trockenfutter. Im Sommer fressen sie alles, was der Garten hergibt, vor allem Giersch, Löwenzahn, Salat, Ringelblumen und vieles anderes. Etwa alle drei Wochen benötigen wir große Säcke Streu, Stroh und Heu. Sie kosten im Schnitt etwa 10 € pro Sack.

Kaninchen im Garten
Einen Kräutertopf verputzt Frieda in ein paar Minuten

Wie viel Arbeit machen Kaninchen?

Kaninchen benötigen täglich eine frische Toilette. Wenn sie eine der handelsüblichen Toiletten akzeptieren, ist das toll. Bei Strolch klappt das wunderbar. Bei Frieda draussen bisher leider nicht. Kaninchen bleiben dabei, wenn sie sich eine Stelle als Toilette ausgesucht haben. Bei Frieda ist es leider eine Ecke in ihrem Schlafhaus. Wenn ich dort eine Toilette hinstelle, schmeißt sie diese durch die Gegend und macht dann wieder in ihre übliche Ecke. Daher muss ich öfter mal das ganze Haus sauber machen. Bei Strolch macht der Teenie einmal am Tag die Toilette sauber und einmal pro Woche den ganzen Käfig. Zwei Mal am Tag bekommen beide Frischfutter und jeden Morgen frisches Wasser.

Kaninchen brauchen Beschäftigung

Egal ob drinnen oder draussen, Kaninchen brauchen Beschäftigung. Wenn man mal darüber nachdenkt, was sie in der Natur so machen, bedeutet dies, dass man Ihnen viel Futter, Möglichkeiten zum Nagen und Graben zur Verfügung stellen sollte, um sie artgerecht zu halten. Ein Zweig zum Knabbern vom Obstbaum oder eine Buddelecke machen Kaninchen glücklich. Etwas Neues im Gehege ist aufregend und wird sofort untersucht.

Beim Höhlenbau
Frieda im Glück: Höhlen bauen

Allein sein ist doof

Das ist ein schwieriges Thema, zumal wir derzeit ein Kaninchen drinnen und ein Kaninchen im Garten haben. Beide waren aber mal jeweils zu Zweit und das ist eigentlich auch die richtige Weise, Kaninchen zu halten. Sie sind gesellig und als Fluchttiere entspannen sie am besten, wenn sie wissen, dass ein anderes Tier aufpasst. Allerdings ist eine Vergesellschaftung von erwachsenen Tieren später nicht einfach, denn nicht jeder wird akzeptiert. Es kann heftige Kämpfe geben.

Wie sollte man Kaninchen halten?

Meiner Erfahrung nach sind die meisten Käfige, die zur Haltung für draussen angeboten werden, viel zu klein. Oft sind sie aus Holz, das weder sonderlich wetter- noch kaninchenbeständig ist. Zusätzlich gibt es Freiläufe, über die man ein Netz spannt und die auf einer Wiese aufgebaut werden können. Hier müssen Kaninchen aber unter ständiger Aufsicht sein, denn Kaninchen graben gerne und schnell. Strolch hat sich bei einem Fluchtversuch fast in einem solchen Netz erdrosselt. Kinder haben so kaum die Möglichkeit zur Interaktion mit den Tieren, weshalb sie auch schnell das Interesse verlieren. Kinder möchten auch nicht ewig neben einem Freilauf sitzen und auf die Tiere aufpassen.

Kaninchen im Garten
Der Boden des Geheges

Für unser Kaninchen im Garten haben wir daher nun ein vier Quadratmeter großes Gehege gebaut. Frieda hat somit doppelt so viel Platz wie vorher. Wir haben uns für einen Boden aus Terrassenplatten entschieden, auf den das Gehege gestellt wird. Unser Gehege fällt offiziell unter den Namen Voliere, denn ich wollte etwas haben, worin ich aufrecht stehen kann. Zwei Ecken haben wir frei gelassen. Eine für die Toilette und eine für die Buddelecke. Beide Ecken wurden mit Kaninchendraht gesichert, damit sich weder das Kaninchen ausgraben, noch andere Tiere eingraben können. Es gibt nämlich einige Räuber, die sehr erfinderisch werden, um an Kaninchen heranzukommen. Fuchs, Marder, Raubvögel und Waschbär zeigen sich zumindest sehr interessiert.

Kaninchen im Garten
Eigentlich eine Voliere, für uns ein Gehege, in dem ich stehen kann

Die Buddelecke hat der Gatte etwa einen halben Meter tief ausgehoben und dann erst den Draht verlegt, damit hier ordentlich gegraben werden kann.

Wo ist das Kaninchen?
Wo ist das Kaninchen?

Im Gehege gibt es ein Haus zum Schlafen, eine Toilette (die sie leider nicht annimmt), einen Futterplatz und die Buddelecke. Außerdem habe ich einen Hocker reingestellt, damit man sich selbst auch mal setzen kann (den Frieda aber auch gerne nutzt). Oben und hinten haben wir das Gehege mit einer Bambusmatte geschützt. An den Seiten stehen Pflanzkästen, die ich bepflanzt habe. Ich möchte das Gehege mit Rosen und Wicken beranken, damit es im Sommer ein wenig natürlichen Schatten gibt.

Das neue Gehege
Hoffentlich bald durch Kletterrosen und Wicken berankt

Frieda haben wir morgens umgesetzt, damit sie den ganzen Tag Zeit hatte, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Dass Frieda ein Mädchen ist, weiß ich nur, weil sie schon versucht hat, ein Nest zu bauen und sich einiges an Fell herausgezupft hat, um ihr es weich und kuschelig auszupolstern. Sie war noch nie beim Tierarzt, weil dies den Vorbesitzern zu teuer war. Wir werden das demnächst nachholen, sobald sie ein wenig mehr Vertrauen gefasst hat.

Kaninchen im Garten
Das neue Heim wird in Augenschein genommen

Nachdem Frieda alles in Augenschein genommen hatte, hat sie sich in die Buddelecke geworfen. Sie fühlt sich sehr wohl dort und gräbt die schönsten Höhlen. Wenn ich zu ihr komme, freut sie sich. Sie läßt sich jetzt streicheln und putzt sich in meinem Beisein, was ein großer Schritt in Richtung Vertrauen ist. Unser Kaninchen im Garten scheint glücklich zu sein.

Glückliche Frieda
Glücklich und zufrieden im neuen Heim

Die Anschaffung von Kaninchen sollte gut überlegt sein. Auch muss man bedenken, dass Tiere versorgt werden müssen, wenn man in den Urlaub fahren möchte. Jedes Jahr werden immer noch viele Tiere vor dem Sommerurlaub ausgesetzt, weil man sich nicht vorher Gedanken darüber gemacht hat. Das finde ich sehr traurig, weil Tiere doch eigentlich auch zur Familie gehören.

Habt ihr noch Fragen zu Kaninchen im Garten?

Herzliche Grüße

Steffi

Verlinkt mit Lorettas und Wolfgangs Frühlingsglück.

8 Kommentare

  • niwibo

    Du hast das toll erklärt liebe Steffi,
    und ich hoffe doch sehr, jeder überlegt lieber einmal zu viel als zu wenig, bevor er sich ein Tier anschafft.
    Wir haben ja kein Tier, da wir gerne und viel unterwegs sind.
    Das wäre einfach nicht gut.
    Dir einen schönen Abend und weiterhin viel Freude mit den beiden,
    lieben Gruß
    Nicole

    • Frau Pratolina

      Liebe Nicole,
      Ich finde es sehr vernünftig, kein Tier anzuschaffen, wenn man viel unterwegs sein möchte. Die Vorbesitzer unserer Frieda haben das nicht bedacht und ich fürchte, viele machen sich da vorher keine Gedanken.
      Dir ebenfalls einen schönen Abend!
      Liebe Grüße
      Steffi

  • Jeanne

    Liebe Steffi,
    eure Tiere können sich glücklich schätzen, solch verantwortungsvolle Besitzer zu haben. Die haben bei euch ja das reinste Paradies!! Unsere Tochter wollte auch immer Kaninchen haben, als sie noch klein war und wir mussten ihr leider mit all den abschreckenden Beispielen kommen, wie sie im Freundes- und Bekanntenkreis gehalten wurden. Das schlimmste sind in meinen Augen, diese Holzkästen, die am Haus stehen (0,5 x 1m) wo die Tiere dahinvegetieren, und 1 mal pro Tag etwas Löwenzahn reingeworfen bekommen!
    Naja, jetzt sind wir stolze Besitzer von 5 Schildkröten und 2 Katzen!!…..
    Dein Post ist aber große klasse, weil du auch aufzeigst, dass es mit der Anschaffung alleine nicht getan ist und dass dies von daher gut überlegt sein will. Und Frieda hatte großes Glück, zu euch zu kommen. Das Gehege ist so liebevoll und durchdacht gestaltet. Alle Daumen hoch dafür!!
    Viele liebe Grüße

    Jeanne

    • Frau Pratolina

      Liebe Jeanne,
      Ich habe es immer auf dem Ferienbauernhof gesehen, wie die Kinder dort mit den Tieren umgehen. Wenn sie in die Gehege gehen können, haben sie ein ganz anderes Verhältnis zum Tier, als wenn sie an kleine Boxen gehen müssen, wo sie die Tiere nicht streicheln können ohne Angst haben zu müssen, dass sie weglaufen. Und wer würde nicht weglaufen, wenn er in einer kleinen Box gehalten wird. Ich möchte nicht Tiere haben, die sich bei mir nicht wohl fühlen, denn das merkt man ihnen auch an.
      Fünf Schildkröten? Sind das Landschildkröten oder Wasserschildkröten? Landschildkröten mochte ich auch schon immer sehr.
      Liebe Grüße
      Steffi

  • Sigrid Prenner

    Liebe Steffi, danke für den informativen Bericht. Wir überlegen, Tiere anzuschaffen. Wir haben einen großen Garten und sind meist nur ein mal im Jahr eine Woche im Urlaub. Ich finde, für Kinder ist es eine großes Geschenk, mit Tieren aufwachsen zu können, ich denke sie können viel dabei lernen und erfahren. Trotzdem möchte ich die Tiere nicht FÜR die Kinder anschaffen! Es sollen MEINE Tiere sein, um die ich mich kümmere. Wir müssen uns nur noch genau überlegen, ob ich die täglichen Arbeiten auch wirklich schaffe, ich möchte nicht, dass es wegen der Tiere zu Streit und Stress kommt. Wir denken an Kaninchen, Meerschweinchen oder Hühner …
    Liebe Grüße, Sigrid

    • Frau Pratolina

      Liebe Sigrid,
      Es muss einem als Elternteil klar sein, dass die Arbeit letztlich an einem hängen bleiben kann. Mein Sohn kümmert sich um sein Kaninchen immer, trotzdem achte ich auch darauf, dass er das auch nicht vergisst. Ich kümmere mich um Frieda, die ich letztlich aufgenommen habe. Ich hätte an sich lieber Hühner gehabt als Kaninchen, aber der Gatte sträubt sich. Mit Hühnern können Kinder auch eine Menge Spaß haben und die legen auch noch Eier. Die Arbeit hat man in jedem Fall, egal welches Tier. Aber frische Eier find ich toll.
      Liebe Grüße
      Steffi

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