Garten,  Nachhaltigkeit

Permakultur

Der Begriff Permakultur wandert rauf und runter in den sozialen Medien. Aber was ist Permakultur eigentlich? Diese Frage wurde beim Gartenstammtisch Berlin-Brandenburg vor einer Weile gestellt und keiner konnte sie auf Anhieb sofort beantworten. Ich habe angefangen, mich da ein wenig einzulesen und mich mit dem Thema zu beschäftigen.

Der Begriff Permakultur bildet sich aus zwei Wörtern, zum einen aus dem Wort „permanent“, zum anderen aus dem Wort „Agrikultur“. Es bedeutet übersetzt „Permanente Landwirtschaft“.

Gebildet wurde der Begriff in den 1970iger Jahren in Australien von Bill Mollison und seinem Mitarbeiter David Holmgren. Sie beobachteten und analysierten weltweit Landnutzungsformen, die im Einklang mit der Natur standen, weil sie dies für zukunftsweisend hielten und stellten fest, dass die nachhaltige Landwirtschaft nicht ausreichend ist, sondern ein ganzheitliches System für einen Wandel erforderlich ist.

Permakultur

Aus dieser Erkenntnis bildeten sie drei Grundsätze:

  1. Earth Care: Für die Erde sorgen
  2. People Care: Für die Menschen sorgen
  3. Fair Share: Überschüsse gerecht verteilen und Konsum einschränken

Die Permakultur ist ein System, dass sich im Garten anwenden lässt, aber letztlich auch eine Aufforderung, sein ganzes Leben bezüglich dieser Grundsätze zu hinterfragen. Hier gibt es viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel den eigenen Konsum zu überdenken, Abfall vermeiden, recyceln, tauschen, verleihen, verschenken, ein Ehrenamt übernehmen, einen Teil seiner Einnahmen zu spenden, politisches Engagement.

Elemente der Permakultur für den Garten:

  • Beobachten und Schlüsse daraus ziehen: Dies ist ein Grundsatz, den man schon bei der Gestaltung des Garten einbeziehen sollte. Wo zum Beispiel scheint die Sonne am stärksten, wo liegt Schatten.
  • Den Garten in Zonen einteilen: Mittelpunkt ist das Haus. In der Nähe des Hauses sollten Kompost und Küchengarten stehen, damit diese auch bei Schnee und Regen gut erreichbar sind. Ebenso der Teil, der als Familie genutzt wird, also Sitzbereiche oder Plätze zum spielen für Kinder. Dann folgt der Platz für Gewächshaus und Gemüsegarten. In der nächsten Zone sind zum Beispiel Obstbäume und Platz für Tiere. Der äußerste Bereich sollte wild wachsen dürfen, damit Tiere dort ungestört sein können.
  • Energien nutzen: Nutzung von Sonnenenergie, Anlegen eines Erdkellers. Dies kann aber auch schon das Anlegen einer Kräuterspirale an einem sonnigen Platz sein, die durch ihren Aufbau den mediterranen Kräutern mehr Sonne und anderen eher den Halbschatten spendet. Auch die Wärme, die in Hügelbeeten entsteht, wird gern als Element genutzt.
  • Vielfalt und Anpassung an die vorhandenen Vorraussetzungen: Pflanzt man Pflanzen, die nicht zum Boden oder den Lichtverhältnissen passen, muss man sehr viel mehr für die Pflanze tun, also andere Erde aufschütten, mit viel Dünger arbeiten, Schädlinge bekämpfen. Pflanzt man Pflanzen, die sich an die Gegebenheiten leichter anpassen können, wird man weniger tun müssen. Durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Pflanzen kann man ermöglichen, dass zu jeder Jahreszeit Nahrung und Schutz für Tiere vorhanden ist.
  • Wasser: Einen Teich anlegen, Regenwasser in Tonnen oder Reservoirs sammeln.
  • Ernten: Gemüse und Obst anbauen und verwerten
  • Mischkultur und Fruchtfolge beim Gemüseanbau anwenden, um den Boden gesund zu erhalten
  • Einen Kompost anlegen, um den Gartenboden zu verbessern
  • Wiederverwenden von Materialien/ Recycling
  • Tieren Raum im Garten geben: zum Beispiel durch eine dichte Hecke aus Wildsträuchern und Bäumen, eine Totholzhecke anlegen, Nistkästen aufhängen.
Permakultur

Was sind die Nachteile von Permakultur?

In der Landwirtschaft gibt es ein Hauptargument gegen die Permakultur. Wenn alle Landwirte auf die Art der Bewirtschaftung umstellen würden, würde nicht mehr genug Nahrung für alle vorhanden sein. Hier muss ich immer wieder an die Begriffe denken, die in meiner Jugend durch die Presse gingen: Butterberge und Milchseen. Wir schmeissen auch heute noch tonnenweise Lebensmittel einfach weg, ohne auch nur darüber nachzudenken. Und ob wir dauerhaft ausreichend Nahrungsmittel produzieren können, wenn wir die Böden weiterhin so auslaugen und die Umwelt so konsequent zerstören? Ich weiß es nicht.

Aber sicherlich kann es nicht schaden, in seinem eigenen Garten der Natur ein wenig Raum zu bieten. Und das ist letztlich das Positive: Jeder kann hierzu bereits im Kleinen beitragen. Da kommt leider auch bereits der nächste negative Punkt: Es setzt nämlich voraus, dass sich die Menschen damit beschäftigen. Und hierzu sind nicht viele bereit. Es reicht nicht, in den mit Schotter gefüllten Vorgarten ein Insektenhotel zu stellen. Man sollte den Insekten dann fairerweise auch Nahrung anbieten.

Naturnahe Gärten werden oft als unordentlich empfunden. Viele lieben es, im Garten klare Formen und Strukturen zu haben. Man glaubt, dass ein solcher Garten einfacher zu pflegen ist. Aber ein Garten benötigt immer Pflege, selbst wenn er nur Steine enthält.

Ein weiterer negativer Aspekt ist der Prozeß der Umstellung. Der ist nämlich tatsächlich auch mit einigen Tiefen verbunden. Wenn man einen Garten, der es gewöhnt ist, mit viel Dünger von aussen zu leben sowie bei Schädlingen sofort mit Giften behandelt wird, umgewöhnen möchte, wird es dazu führen, dass die Pflanzen erst einmal nicht mehr so gut wachsen und sich auch Krankheiten und Schädlinge verbreiten. Bis sich natürlich Feinde von Schädlingen im Garten einfinden, kann es eine Weile dauern und das kann frustrierend sein.

Permakulturelement

Mein Fazit:

Ich persönlich habe mich nicht bewusst für Permakultur entschieden. Trotzdem habe ich festgestellt, als ich mich damit beschäftigt habe, dass ich viele Dinge in meinem Leben im Sinne der Permakultur verändere. Meinen Konsum habe ich deutlich eingeschränkt, vor allem, was Kleidung betrifft. Das Abfallthema ist mir viel bewusster, allerdings fällt mir die Umsetzung hier sehr schwer.

Im Garten habe ich nach und nach ein paar Elemente integriert, wie zum Beispiel die Totholzhecke, ein Insektenhotel und den Teich. Ich bemühe mich, nur noch Pflanzen zu setzen, die gut auf unserem Sandboden, der sehr zur Trockenheit neigt, überleben können. Es gibt ganzjährig blühendes im Garten, damit Insekten ausreichend Nahrung finden. Es gibt aber auch Dinge, die ich nicht ändere, denn ich lebe ja nicht alleine. Der Gatte steht auf Rasen und der Teenie auf den Pool im Sommer.

Ganz sicher werde ich mich auch weiter mit der Permakultur auseinander setzen. Ich liebe es, Tiere zu beobachten und freue mich darüber, dass immer mehr Vögel vorbeischauen und die Vielzahl an Insekten kann ich kaum auseinander halten.

4 Kommentare

  • Jeanne

    Liebe Steffi,
    Zufälle gibt´s!!! Schon seit längerem will auch ich mich mit dem Thema intensiver beschäftigen; denn egal, ob Gartenbuch-blog, oder Vlog, das Thema Permakultur ist zur Zeit wirklich DAS Thema überhaupt. Von daher ein ganz großes Dankeschön, dass du mir die meiste Arbeit abgenommen hast *grins*.
    Das schöne (für mich) beim Lesen war, festzustellen, dass auch ich hinter den meisten Elementen ein Häkchen setzen konnte. Einzig das Thema Obst- und Gemüseanbau haben wir durch den Umzug mitten im Jahr nicht mehr geschaftt, aber meine Kartoffeln für dieses Jahr sprießen schon vorbildlich dahin 😉 Doch wenn wir Pech haben, steht uns wieder ein Umzug bevor….
    Was ich aber ganz ganz toll finde, ist deine Aktion mit dem Pflanzen verschenken. Allein das Foto lässt als Postkartenmotiv schon jedes Gärtnerherz höher schlagen. Und auch die Resonanz von der kleinen Blumenliebhaberin in Form des Briefes fand ich richtig herzerwärmend. In unserer Straße herrschen leider die Schottergärten vor…aber vielleicht sollte ich ja auch mal eine Holzkiste rausstellen!!??
    Jedenfalls danke für den tollen Beitrag und viele liebe Grüße

    Jeanne

    • Frau Pratolina

      Liebe Jeanne,
      Ach Herrje, schon wieder ein Umzug? Das ist ja aufregend bei Dir. Immerhin konnte ich Dir so ein wenig Arbeit ersparen.
      Liebe Grüße
      Steffi

  • Sigrid

    Ich habe vor Jahren die Winterschule in Ulten besucht, um Weben zu lernen. Da gab es auch einen Lehrgang zu Permakultur, aber ich habe mich nie wirklich dafür interessiert, ich hatte immer das Gefühl, das sei mir zu alternativ und weltfremd. Dank deinem Überblick weiß ich nun, dass ich selbst schon viele Sachen so mache!!!
    Liebe Grüße Sigrid

    • Frau Pratolina

      Liebe Sigrid,
      Wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, ist man erstaunt, wie viel davon ins eigene Leben passt. Ich werde sicher kein Selbstversorger, aber trotzdem mag ich viele der Elemente der Permakultur in meinem Garten haben. Und einige habe ich ja bereits. Wie so oft, wird vielen Dingen ein Name verpasst und damit erlebt es dann einen Hype und man selbst denkt sich, dass das doch eigentlich nichts Neues ist.
      Liebe Grüße
      Steffi

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